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Was sollte nicht alles schon im Himmelgeister Rheinbogen gebaut werden ?

War es 1983 der Bau der geplanten Panzerstraße über den Kölner Weg, so war es Ende der 80 er Jahre die Planung einer 3 x 18 Loch Golfplatzanlage inkl. Hotel. Beides hätte für die Nutzung des Bogens durch Naturliebhaber, Freizeitsportler und Besucher des Landschaftsschutzgebietes erhebliche Einschnitte bedeutet.

Dabei hätte es noch viel schlimmer kommen können. Dankbar für diese Informationen bin ich Herrn Stute aus Wersten, welcher sich mit der geschichtlichen Entwicklung der Stadtteile Itter und Himmelgeist intensiv beschäftigt hat und sogar einen Vortrag entwickelt hat. Im Rahmen meiner Recherchen rund um die Himmelgeister Kastanie und den Rheinbogen war immer die Hoffnung für mich verbunden, einmal ein altes Foto des Baumes zu erhalten. Leider bis heute vergeblich. Dafür erhielt ich aber andere interessante Informationen für den heimatverbundenen - und interessierten Leser.

Die Zeitreise beginnt

Begeben wir uns also jetzt auf eine Zeitreise in das Jahr 1940.

Im Januar 1940 gab Direktor Heinrich Esser, Chef der Werksgruppe Düsseldorf, bzw.Poensgen der Deutschen Röhrenwerke AG im größten europäischen Montankonzern Vereinigte Stahlwerke AG, Düsseldorf folgenden Auftrag heraus : "Überlegungen für den Bau einer Erweiterung der Stahlbasis des Werkes Lierenfeld anzustellen". Das Werk war Anfang der 1870er Jahre von der Familie Poensgen gebaut worden.

Bereits im Januar 1940 nach den ersten Kriegshandlungen mit Polen und vor dem Ausbruch der Kriegshandlungen Englands, Frankreichs und Deutschland, plante man in Lierenfeld für die Zeit nach dem Krieg. Hierbei sollten die Betriebsgesellschaften der Vereinigten Stahlwerke aufgebaut werden. Hierzu gehörte die Deutsche Röhrenwerke AG mit der Gruppe Poensgen. Mannesmann hatte sich durch die Einrichtung eines modernen Hüttenwerkes in Duisburg-Huckingen von Fremdlieferungen unabhängig gemacht. Dasselbe wollte man in Lierenfeld natürlich auch.

Experten wurden mit Planungen beauftragt. Diese trafen sich erstmals am 2.Februar 1940. Geplant wurde ein neues Stahlwerk und eines Hochofenwerkes. Man ging von einem monatlichen Bedarf von 30.000 Tonnen Rohstahl für das Werk Lierenfeld aus. Gesucht wurde nun ein Standort, der etwas entfernt von den Wohnhäusern der Bevölkerung lag und somit keine Lärm- und Verschmutzungsquelle darstellte. Hier wurde man auf die noch unbebaute Gegend südlich von Düsseldorf am Rheinstrom aufmerksam. Als Hüttenstandort ideal, denn es konnten Erz und Kohle per Schiff angefahren und die Erzeugnisse auf dem Wasserwege wieder abtransportiert werden. Die unmittelbare Nähe zum Röhrenwerk in Lierenfeld war perfekt.

Ein riesiges Werk sollte nun im Himmelgeister Rheinbogen gebaut werden und bereits am 2.März 1940 inspizierten Fachleute den Rheinbogen, der noch zur Hälfte aus Wald bestand und das Gelände hochwasserfrei war. Nun wurde geprüft und wieder geprüft, beispielsweise, ob der noch anschließende Teil des Rheinbogens zwischen Stürzelberg und Himmelgeist für die Errichtung und den Betrieb industrieller Anlagen geeignet war. Eine Eisenbahnverbindung zwischen dem Hüttenwerk im Rheinbogen und dem Werk Lierenfeld schien möglich, sowie der Bau eines Stichkanals. In aller Stille wurden Erkundigungen über die Besitzer der Grundstücke eingeholt. Hierbei gab u.a. die Familie Arenberg an, das sie unter keinen Umständen beabsichtige, über einen Verkauf des Gutes Mickeln zu verhandeln. Die Planungen gerieten ins Stocken und die Kriegsereignisse verhinderten ein eigenes Hüttenwerk für Lierenfeld. Das Gelände am Rhein wurde nicht industriell genutzt, ein "durch Krieg bewirktes Wunder".

Doch wurden die Hüttenplände nach dem Krieg weiter verfolgt und vom Herzog erneut abgelehnt. In den 50er Jahren beriet die Düsseldorfer Stadtverwaltung über eine gewerbliche Nutzung des Gebietes. Zeitgleich sollte hier eine Ölraffinerie gebaut und betrieben werden !

Ein anderer Flächennutzungsplan sah eine großflächige Wohnbebauung vor. Düsseldorf sollte sich bis zum Jahr 2000 zu einer Millionenstadt entwickeln.

Modell "Garath" in "Himmelgeist"

"Neue Wohnstadt Himmelgeist -Süd", so stand es am 3.April 1962 in den Zeitungen. Nach dem "Garather und Hochdahler Muster" sollten im Rheinbogen eine Wohnstadt für über 25.000 Menschen errichtet werden. Nach den Planungen des damaligen Baudezernenten Prof. Tamms sollte der alte Deich zugunsten eines Polders für die Wohnstadt verlegt , eine eigene Straßenbahnlinie, Kindergärten, Geschäfte, 6000 Wohnungen errichtet werden, eben eine riesige Trabantenstadt.

Am 3.4.1962 und 17.05 1962 berichteten wieder alle Düsseldorfer Zeitungen über die vom Stadtrat bewilligten Planungen. Man plante nun die Kombination als Trabantenstadt und Ausflugsziel/Erholungsgebiet. Alte Bauernhöfe sollten genutzt, Gartencafes eingerichtet und ein Freilichtmuseum inkl. Bühne gebaut werden. Neben Garath und Hochdah war Himmelgeist das dritte, neue, in sich geschlossene Wohngebiet. Garath wurde zu dieser Zeit gerade für 30.000 Menschen ausgebaut.

Letztendlich scheiterten auch diese Planungen glücklicherweise.

Immer wieder weckte der Himmelgeister Rheinbogen verschiedene Begehrlichkeiten.

Es liegt letztendlich an uns Bürgern, ob sich jeder Einzelne aktiv für den Erhalt und Schutz des Naturschutzgebietes einsetzen. Nur nicht aufgeben, es funktioniert !

Mit Unterschriftenaktionen und anderen Maßnahmen konnte die geplante Panzerstrasse, eine große Golfplatzanlage inkl. Hotel und die Fällung der Himmelgeister Kastanie vermieden werden. Alle drei erfolgreichen Aktionen mit hohem Öffentlichkeitsinteresse in drei verschiedenen Jahrzehnten habe ich persönlich erlebt. Oft haben andere Ereignisse wie beispielsweise sogar ein Krieg Schlimmeres im Rheinbogen verhindert. Ich hoffe, das unsere Heimat, die Natur und Tiere in den nächsten Jahrzehnten Ruhe vor derartigen Eingriffen hat und wir die Landschaft des Rheinbogens genießen können. Auf Umweltsünder sollten wir ein besonderes Augenmerk haben und aktiv dagegen vorgehen.

Andreas Vogt

Quellen: Düsseldorfer Jahrbuch, 76. Band, Sonderdruck von Horst. A. Wessel "Als das letzte Hüttenprojekt scheiterte", Artikel in der Westdeutschen Zeitung von Angela Everts "Weltkrieg stoppte Hüttenwerk", Div. Zeitungsartikel vom 16.2.1962, 3.4.1962 und 17.5.1962 in NRZ, Der Mittag, RP - Düsseldorfer Stadtpost, Düsseldorfer Nachrichten.

Foto: Mannesmann Archiv, Mannesmannröhren-Werke GmbH, Mühlheim an der Ruhr, www.mannesmann-archiv.de

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Zu sehen ist noch eine Scheune neben der Kastanie.
Wenn Sie in Ihren Fotoarchiven auch noch alte Bilder aus dem Rheinbogen haben, nehmen Sie sich bitte Kontakt mit uns auf. Wir suchen immer nach alten Bildern, auf der die Himmelgeister Kastanie zu sehen ist.


Wie die „Himmelgeister Kastanie“ unsere Wertgegenstände bewahrte

Zum Weihnachtsfest 1988 wurde bei unserer Abwesenheit in der Wohnung
Bonner Str.14 in Holthausen eingebrochen. Die Diebe sind dabei sehr sorgfältig vorgegangen, kein Vandalismus , keine Unordnung.
So merkte ich bei meiner Rückkehr, die Familie blieb noch bis Ende der Weihnachtsferien im Urlaub, zuerst keine Einbruchsmerkmale. Zwar war das Oberbett etwas wellig, ein Bild war abgehangen und am Badfenster waren Zigarrettenasche, dieses kam mir schon seltsam vor, aber ich schöpfte keinen Verdacht. Da ich am nächsten Tag wieder zu Henkel musste, bin ich um zeitig zu Bett gegangen.
Am nächsten Arbeitstag bei Henkel rief mich dann ein Kollege freundlich an. Er hatte Sparbücher im Schnee und Eis unter der Himmelgeister Kastanie gefunden, dies bei einen Weihnachtsspaziergang. Dieser nette Henkelaner brachte mir dann die ungültigen Sparbücher , die wir aus Erinnerung noch aufbewahrten.
Kurz danach rief mich die Kripo aus Benrath an, ob ich wichtige Dokumente o.Ä. vermisste, als ich dies erstmal in der unsicheren Situation verneinte fragten sie mich ob ich der Besitzer des Pkw mit der Nr  D-CC 335 war. Ja natürlich , das war unser Pkw , der aber am Urlaubsort geblieben war.
Die Polizei hatte unter der Himmelgeister Kastanie eine leere aufgebrochene
Geldkassette gefunden. Unter Anderem mit dem Kfz Brief unseres Wagens.
Sofort ging ich nach Hause , und da, der gesamte Dokumenten-Koffer war weg. Darin befand sich Familienschmuck, Telefonkarten und frankiergültige Briefmarken sowie gültige Sparbücher. Die Kripo war auch inzwischen in der Wohnung eingetroffen , und machte die notwendigen Befragungen und Untersuchungen. Für meine Mutter bewahrte ich ein Sparbuch mit geringem Betrag auf. Dieses Sparbuch wurde nach Aussage der SSK Düsseldorf am 1.Feiertag im Flughafen bei der dortigen Filiale zur Auszahlung vorgelegt.
Nun bleibst es aber ein  Geheimnis, wurde der Koffer bzw.  Geldkassette unter der Kastanie aufgebrochen und an die Diebe verteilt ? Dies ist anzunehmen, weil die Diebe dort die nötige Ruhe hatten. Wenn nur Bäume sprechen könnten !!!! Die Himmelgeister Kastanie hätte viel zu erzählen !
Fazit: Unsere Wertgegenstände waren , außer dem Kfz –Brief, für immer weg.

 

Hans-Jörg Senftleben