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Rund um die Kastanie ...
 
 

Ein besonderer Augenblick 

Heute Abend, am Dienstag, dem 8.7.2008, versuchte ich es zum sicherlich 30ten Mal.
Der Blick aus dem Wohnzimmerfenster auf die Terrasse signalisierte einen kräftigen Regenschauer. Dunkle , schwarze Wolken bauten sich im Norden auf und die Sonne stach so manches Mal aus Westen zwischen den Wolken hervor. „Ideales Regenbogenwetter“ , dachte ich mir, packte Hut, Regenjacke, Camera in die Fahrradtasche und ab ging es mit dem Fahrrad in den Himmelgeister Rheinbogen. Nur 3 km bis zum Baum.
Während die dunkle Wolkenfront immer schneller näher rückte, hatte ich auf dem Itter Deich mit dem stärksten Gegenwind meines Lebens zu kämpfen. Würde ich noch rechtzeitig vor dem Regenschauer die Kastanie erreichen ?
Ja, ich hatte Glück. Mit einem Puls von 200 erreichte ich die Himmelgeister Kastanie. Ein gewaltiger Wind kam auf und dann öffneten die Wolken ihre Schleusen und es regnete kübelweise.
„Wenn nach dem Regen die Sonne rauskommt und dann auf die wegziehenden, schwarzen Wolken scheint, dann haben wir einen Regenbogen“, erhoffte ich mir.
Es erfolgte ein 15 min. Dauerregen, von Sonne war nichts mehr zu sehen.
Der Wind pfiff der Kastanie und mir um die Ohren.
Der Regen hörte auf, ich stand fast trocken unter der Kastanie, von Sonnenstrahlen war weit und breit nichts zu sehen. Hinter einer Wolkenfront konnte man die Sonne nur erahnen. Meine Hoffnung auf einen schönen, einzigartigen Regenbogen reduzierte sich von Minute zu Minute. Immerhin hörte es auf zu regnen. So stand ich bereits seit 60 Minuten am Baum und wünschte mir nichts sehnlicher, als einen Regenbogen. Aber ohne Sonne keinen Regenbogen. So zog die schwarze Wolkenfront Richtung Bergisches Land. Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als sich schließlich die Sonne Platz verschaffte.
Nun war zwar Sonne da, aber keine schwarzen Regenwolken. Viel Zeit war auch nicht mehr, denn die Sonne geht im Juli im Rheinbogen um 21:15 Uhr unter, bzw. leuchtet nicht mehr so stark.
Auf einmal erblickte ich eine kleine, dunkle Wolkenfront, welche sich passend in den Hintergrund der Himmelgeister Kastanie schob. Die Sonne strahlte weiter.
„Bitte, bitte, lass die Sonne nicht so schnell untergehn und die Wolken schnell weiterziehn“, sagte ich.
Das Warten hatte sich gelohnt. Ein besonderer Augenblick war gekommen.


Majestätisch erhob sich ein Teil eines riesigen Regenbogens direkt rechts neben dem Baum. Nach 1 Minute schwang sich der Regenbogen direkt über dem Baum und endete links in Paul Stechers Biergarten im Himmelgeister Rheinbogen. Kein Mensch außer mir war vor Ort. Eine unglaublich starke Stimmung breitete sich aus. Der Baum erstrahlte in einer wunderschönen Lichtaura. Ich fotografierte und machte ein Bild nach dem anderen. Zwischendurch guckte ich, ob der Augenblick wirklich real war. 15 Minuten dauerte dieses Naturereignis.

Die Himmelgeister Kastanie war umhüllt von einem Lichtbogen. Rechts wollte sich noch ein weiterer Regenbogen entwickeln. Nur mit einem Weitwinkelobjektiv hätte ich den ganzen Bogen über dem Baum fotografieren können. Egal.
Dieses Naturschauspiel war keine Animation, kein Film und kostete keine Steuer, Gebühr, Eintritt oder dergleichen.

In Gedanken bedankte ich mich für dieses tolle, einmalige Geschenk. Als der Regenbogen erblasste, zeigte die Camera an, dass der Akku leer war. „Glück gehabt“, dachte ich mir, ging erfreut zum Baum. Als ich unter dem Baum stand, segelte eine Bussardfeder vor mir direkt vor meine Füße. Neulich hatten wir einen jungen Bussard beobachtet, welcher in einem Nest in der Kastanie aufgezogen wurde. Nun bekam ich noch dieses persönliche Geschenk mit auf den Weg.
Das Warten hatte sich gelohnt und die innere Stimme hatte mal wieder Recht gehabt.
Danke für diesen besonderen, heiligen Augenblick !

Andreas Vogt, 8.7.2008