Düsseldorf, 19. November 2013
"Komisch, kein starker Wind und trotzdem zieht hier jemand dauernd an meinen Ästen. Was ist denn nun los und wer ist dieser Mann mit all den vielen Messgeräten", das muss sich wohl heute die berühmte Himmelgeister Kastanie gefragt haben.
Deutschlands prominenter Baumdoktor und Gutachter, Dr. Lothar Wessolly war mit seinem Team, unterstützt von der Baumpflegefirma Benk und Mitarbeitern des städtischen Gartenamtes aus einem ganz besonderen Grund zur Himmelgeister Kastanie angereist.
Das Gartenamt hatte Herrn Dr. Wessolly beauftragt, die Himmelgeister Kastanie mit Tests und weiteren Massnahmen auf ihren Erhalt hin zu untersuchen. Der Freundeskreis der Himmelgeister Kastanie war von Anfang an in die Pläne und Organisation der Massnahmen mit eingebunden.
Zunächst erfolgten zwei aus verschiedenen Richtungen durchgeführte, verletzungsfreie Zugversuche. Über ein spezielles von Dr. Wessolly entwickeltes Verfahren wurden über Spannungsänderungen im Holz die Belastungssicherheit der Kastanie gemessen und dokumentiert. Ein wendiger Baumkletterer übernahm die "Mission Impossible" und kletterte sekundenschnell in die Krone des Baumes. Dort befestigte er das Seil für den Zugversuch. Der Baumkletterer befreite und sicherte den Baum von Totholz. Zuvor hatte Dr. Wessolly die grundsätzliche Stabilität der Kastanie am Computermodell berechnet und positiv bestätigt. Doch die wichtigste Aufgabe für diesen Tag folgte noch im Anschluß an den Pflegeschnitt. Die tonnenschweren, weit ausladenden Hauptäste der Kastanie wurden mit hochbelastbaren, elastischen Kunststoffseilen gesichert. Dadurch wird ein Auseianderbrechen der Äste verhindert und der Baum als auch Spaziergänger geschützt. Zum guten Schluß erfolgte die Ausbringung eines speziellen Mykorrhiza-Pilzes. Als Mykkorrhiza bezeichnet man die Symbiose zwischen Pilzen und Baumwurzeln. Der Pilz erhält vom Baum Kohlenhydrate, der er selbst mangekls Photosynthese nicht herstellen kann. Dafür verfeinert das feine Pilzgeflecht an den Wurzeln die Wasser - und Nährstoffaufnahme. Damit wird die Kastanie besser mit Nährstoffen versorgt. Gerade bei alten, erhaltenswerten Bäumen haben Baumfachleute gute Erfahrung damit gemacht. Eine sinnvolle Wellnessbehandlung für den Baum.
Um 12:00 Uhr fand ein von der Landeshauptstadt Düsseldorf, Amt für Kommunikation, organisiertes Pressegespräch an der Himmelgeister Kastanie statt. Während der Baumkletterer noch weiter fleissig die Seile in der 18 Meter hohen Baumkrone verspannte, erklärte unten am Boden Frau Helga Stulgies, Gründezernentin der Stadt, die Maßnahmen zur Erhaltung der Kastanie.
Frau Doris Törkel, Gartenamtschefin, hatte sich sehr für die Maßnahmen zur Erhaltung der Himmelgeister Kastanie eingesetzt und diese mit Baumgeistsekretär Andreas Vogt, Herrn Dr. Lothar Wessolly und dem Eigentümer der Kastanie abgestimmt.
"Die Säge ist kein Thema", freute sich Andreas Vogt vom Freundeskreis der Himmelgeister Kastanie. " Wir gehen gemeinsam mit der Landeshauptstadt Düsseldorf, dem Eigentümer und Herrn Dr. Wessolly diesen Weg. Diese Erhaltungsmaßnahmen sind nicht selbstverständlich und wir freuen uns sehr über das Engagement der Stadt, bzw. des Gartenamtes für den berühmten Baum."
Dieser wartet mittlerweile auf seinen 5.000.ten Brief.
"Mögen die Maßnahmen helfen, so das wir in ein paar Jahren auch noch den 10.000.ten oder 20.000.ten Brief an die Kastanie feiern können", so Vogt, der den Baum noch aus seiner Kindheit kennt und liebt. "Jetzt bin ich gespannt auf das Gutachten und den Testergebnissen von Dr. Wessolly".
Als gegen 13:00 Uhr der erste Nebel in der Himmelgeister "Jücht" aufzog und die ersten Regentropfen fielen, war das Pressegespräch bereits beendet. Es wurde wieder ruhig an der Himmelgeister Kastanie. Nur noch der Baumkletterer, Dr. Wessolly, Herr Benk und Gartenamtsmitarbeiter Roger Bähr verblieben für die letzten Maßnahmen vor Ort.
Die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Wessolly wird fortgesetzt. das Gartenamt wird den Baum weiter beobachten und den engen Kontakt mit allen Beteiligten pflegen.
Was sich die Himmelgeister Kastanie bei all dem Trubel wohl gedacht hat ? Wir werden es nie erfahren, aber es wird ihr und allen an der Aktion beteiligten Menschen gut tun. Das ist sicher!